Wiesenpflege
Je nach Standort und Pflege entwickeln sich unterschiedliche Wiesentypen. Artenreiche Glatthaferwiesen sind ein typischer Wiesentyp für die Projektregion und Entwicklungsziel. Die Empfehlungen zur Pflege zielen entsprechend auf diesen Typ ab.
Mahdhäufigkeit
Um artenreiche Wiesen zu erhalten, muss es eine extensive Nutzung geben, aber auch eine Mahdpflicht. Denn ohne Mahd würde die voranschreitende Sukzession in einem Wald enden. Magere Standorte können jedoch ab und an ein Brachejahr vertragen. Da viele Wiesen im städtischen Bereich jedoch sehr nährstoffreich sind und eine hohe Biomasse aufweisen, ist eine 1-2 maligen Mahd pro Jahr empfehlenswert. Ab einer Drei- bis Vierschürigkeit einer Wiese, spricht man hingegen bereits von einer eher intensiven als extensiven Nutzung.
Broschüre Wiesenpflege
Mahdzeitpunkt
Idealerweise sollte der früheste Mahdtermin in der
atlantischen Region erst zwischen dem 15.06. und dem 01.07. eines Jahres erfolgen, ein möglicher zweiter Schnitt (oder extensive Nachbeweidung mit geringem Großvieh-besatz) etwa Ende August/September. Dabei sollt möglichst immer eine partielle Mahd und/oder das Stehenlassen von Randbereichen erfolgen, um den am Boden lebenden Wiesenbewohnern einen Rückzug in solche Bereiche zu ermöglichen wie auch Bestäubern eine durchgängig vorhandene Futterquelle zu erhalten. Denn in der Vergangenheit, als Wiesen noch manuell bzw. ohne hochtechnisiertes Gerät geschnitten wurden, konnte die gesamte Vegetation nicht innerhalb einer kurzen Zeit komplett vernichtet werden, sondern wurde partiell und alternierend bewirtschaftet. Einen ähnlichen Effekt erhält man, wenn Flächen in direkter Nachbarschaft nicht zum gleichen Zeitpunkt gemäht werden.
Ansprechpartner *innen:
wissenschaftliche Begleitung und Koordination:
Dr. Martina Roß-Nickoll
Institut für Umweltforschung
RWTH Aachen University
Technik
Auch die verwendete Technik hat einen großen Einfluss auf die Wiesenbewohner. So sollte möglichst auf allen Flächen ein organismenschonendes Mähwerk wie Fingerbalken- oder Doppelmesserwerk statt Rotationstechniken wie Trommel- oder Scheibenmähwerke zum Einsatz kommen. Das Messer darf dabei auch nicht zu tief über dem Boden angesetzt werden, um sich regenerierende Pflanzenteile (z. B. Rhizome, Rosetten) nicht zu beschädigen oder sich tagsüber am Boden versteckende Wirbeltiere, wie etwa Frösche, zu erfassen.
Entscheidend ist zudem das Abtragen des Mahdgutes, um eine Aufdüngung und das Abfaulen von regenerierenden Pflanzenteilen zu verhindern. Das Abtragen ist auf nährstoff- bzw. biomassereichen Wiesen besonders zu empfehlen. Auf ohnehin mageren Flächen kann eine Mulchung als Art “Erhaltungsdüngung” diskutiert werden. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine Mulchung (das Verbleiben das Mahdgutes auf der Fläche) meistens das Kleinhäckseln der Mahd beinhaltet, was jedoch schädlich für sämtliche Stadien der Arthropodenfauna und andere Organismen ist.